Diagnostik

Für Kinder und Erwachsene gibt es unterschiedliche Anlaufstellen und Verfahren zur Abklärung einer Autismus-Spektrum-Störung, wovon wir einige hier listen wollen. Unabhängig von der Anlaufstelle und vom Alter der betroffenen Person kommt es leider oft zu langen Wartezeiten. Dennoch kann diese Zeit bereits sinnvoll genutzt werden, um sich über das Thema Autismus zu informieren und Austauschmöglichkeiten wahrzunehmen.

Unser Verein informiert über Diagnostikmöglichkeiten und erleichtert Betroffenen und ihren Angehörigen den Zugang zu hilfreichen Angeboten. Informationsquellen sind hier unter anderem unsere Info- und Kontaktstelle, die Austauschgruppen und die Autismustherapiezentren.

Vor der Diagnostik ist es wichtig darauf hinzuweisen, dass ein Verdacht auf Autismus nicht immer zu einer entsprechenden Diagnose führt. Im Rahmen der Differenzialdiagnostik sind immer auch andere Diagnosen bzw. keine Diagnose möglich.

Anlaufstellen bei Kindern

Erste Anlaufstelle im Kindes- und Jugendalter ist in der Regel der die kinderärztliche Praxis, welche dann an spezialisierte Stellen weiterleiten sollte.

  • Das Sozialpädiatrische Zentrum (SPZ)
    Das SPZ ist eine Interdisziplinäre Einrichtungen, die auf die Diagnostik und Therapie von Entwicklungsbesonderheiten bei Kindern spezialisiert ist.
  • Medizinische Versorgungszentren (MVZ)
    Das MVZ ist eine Einrichtung, in der verschiedene Fachrichtungen unter einem Dach zusammenarbeiten, um eine umfassende medizinische Versorgung anzubieten, einschließlich Diagnostik und Therapie von Autismus.
  • Spezialisierte Fachärzte für Kinder- und Jugendpsychiatrie
    Ärzte, die auf psychische und neurologische Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen spezialisiert sind und Diagnosen sowie therapeutische Maßnahmen anbieten.
  • Spezialisierte Fachärzte für Kinder- und Jugendpsychotherapie
    Therapeuten mit spezifischer Ausbildung für die Behandlung und Begleitung von Kindern und Jugendlichen mit psychischen oder entwicklungsbedingten Besonderheiten.
  • Spezialisierte Praxisverbünde
    Zusammenschlüsse von Fachärzten, Therapeuten und anderen Spezialisten, die eine ganzheitliche Diagnostik und Therapie ermöglichen.
  • Kinder- und Jugendpsychiatrischer Dienst
    Das Team des Kinder‐ und Jugendpsychiatrischen Dienstes (KJPD) bietet Minderjährigen und Familien Beratung und Hilfe rund um das Thema psychische Gesundheit an.

Es ist wichtig zu erwähnen, dass nicht jede pädiatrische Fachkraft umfassend mit dem Thema Autismus vertraut ist. Daher kann es sinnvoll sein bei Verdacht eine ärztliche Zweitmeinung einzuholen. 

Anlaufstellen bei Erwachsenen

Erste Anlaufstelle im Erwachsenenalter sind in der Regel Fachärzte für Psychiatrie und Psychotherapie, die ggf. an spezialisierte Stellen weiterleiten und an anerkannte Kliniken bzw. Zentren überweisen. 

Bei der Suche nach einer spezialisierten Stelle zur Diagnostik können die folgenden Institutionen unterstützen: 
 
  • Regionalverbände Autismus und Selbsthilfeorganisationen
    Verbände, wie Autismus Nordhessen e.V., bieten Informationen, Beratung und Unterstützung für Betroffene und Angehörige. Sie können bei der Suche nach Diagnostikstellen helfen und bieten oft Selbsthilfegruppen für Austausch und Vernetzung an. 
  • Autismustherapiezentren
    Neben therapeutischen Angeboten für autistische Menschen haben einige dieser Zentren auch Erfahrung mit Diagnostik im Erwachsenenalter oder können entsprechende Stellen empfehlen.

  • Sozialpsychiatrischer Dienst
    Krisenintervention, Sozialmedizinische Begutachtung, Sozialpsychiatrischer Dienst – Beratung und Betreuung, Vernetzung und Psychiatriekoordination in der Region

  • Ergänzende Unabhängige Teilhabeberatung (EUTB)
    Die EUTB bietet kostenlose, unabhängige Beratung für Menschen mit (möglicher) Behinderung, einschließlich Autismus. Sie informiert über Rechte, Unterstützungsmöglichkeiten und geeignete Anlaufstellen für Diagnostik und Therapie.

  • Krankenkassen 
    Gesetzliche und private Krankenkassen können Auskunft darüber geben, welche Kliniken und Fachärzte Diagnostik anbieten und welche Kosten übernommen werden.

  • Ärztekammer/Psychotherapeutenkammer (Landesebene)
    Diese Kammern führen Verzeichnisse von Fachärzten und Psychotherapeuten, die auf Autismus spezialisiert sind, und können bei der Suche nach qualifizierten Anlaufstellen helfen.

  • Private Anbieter für Selbstzahler
    Neben den regulären medizinischen Angeboten gibt es auch private Diagnostikstellen, die oft ohne lange Wartezeiten Diagnosen stellen – jedoch oft auf Selbstzahlerbasis. Hier sollte im Vorfeld geprüft werden, ob die Anbieter seriös sind und die Diagnostik anerkannt wird.

Nach der Diagnose

Für Betroffene oder für Eltern betroffener Kinder und auch für deren Angehörige kann die Diagnose Autismus-Spektrum-Störung mit starken Emotionen verbunden sein. Sie kann als beängstigend oder erschütternd, aber auch als entlastend empfunden werden, da sie die erwünschte Klarheit bringt. Gefühle wie Unsicherheit, Überforderung und Traurigkeit können dabei Teil der Verarbeitung sein. Machen Sie sich als Eltern bewusst, dass Ihr Kind Ihre Emotionen ebenfalls spüren und wahrnehmen kann. Gerade jetzt ist es besonders auf Ihre Liebe, Zuwendung und Zuversicht angewiesen. Nehmen Sie sich die Zeit, die Sie brauchen, um die Diagnose anzunehmen. Um sich dem Thema Autismus anzunähern, ist es sehr hilfreich, mit anderen Betroffenen oder deren Angehörigen sprechen zu können. Treten Sie in Kontakt mit Selbsthilfegruppen und mit Fachleuten, um ein weiteres Vorgehen zu besprechen. Bei Bedarf ist es auch möglich, professionelle psychologische Unterstützungsangebote wahrzunehmen. Sie sind nicht allein! 

Weitere Schritte nach Verarbeitung einer Diagnose können sein: 

  • Soziales Umfeld (Familie, KiTa, Schule, Arbeitgeber) aufklären und einbeziehen
  • Umgebung und Abläufe des Alltags eventuell umgestalten und anpassen
  • Informationen sammeln und geeignete Therapiemöglichkeiten suchen
  • Unterstützungsangebote beantragen